Aktivitäten orientiertes Vorgehen

Die Orientierung an konkreten Aktivitäten aus dem Alltag der Patienten ermöglicht ein individuelles Erarbeiten von Zielen und Kommunikationsmöglichkeiten.

Zu Beginn: Evaluation

Ziel ist, die Dialogmöglichkeiten im Bereich Aktivitäten und Partizipation zu erfassen. Dazu muss evaluiert werden mit welchen Methoden und Materialien Klienten in ihrer Kommunikation gestärkt werden können. Weiter sollte der Tagesablauf, die Interessen und Aktivitäten sowie die Kommunikationsanlässe und -partner erhoben werden.

Konkret bedeutet dies, dass für die verwendeten Diagnostiktools Alternativen vorgehalten werden müssen, die den Klienten angeboten werden können. Neben einem Block zum Schreiben und Skizieren, Magnetbuchstaben, Gestik und Mimik sind dies Wort und Satzkarten, Symbolbilder und ggf. elektronische Hilfen mit vorgefertigtem Vokabular (symbol-und schriftbasiert).

Dann: Aktivitätenorientiertes Erarbeiten

Ein aktivitätenorientiertes Vorgehen eignet sich v.a. bei Patienten mit mittleren bis schweren kommunikativen Einschränkungen. Als gemeinsames Thema dienen hier die vom Klienten ausgewählten Aktivitäten. Das Thema für die Einheit wird gemeinsam mit dem Klienten ausgewählt bzw. es wird erörtert, ob an einem Thema weiter gearbeitet wird oder gerade etwas „Aktuelles“ anliegt. Hierbei können Szenenbilder aus der Umgebung des Klienen oder auch eine Bildersuche im Internet zum jeweiligen Thema hilfreich sein. Gemeinsam mit dem Klienten wird überlegt und erarbeitet, welches Vokabular, Sätze und Floskeln für die jeweilige Situation gebraucht werden. Unter Einbezug aller Möglichkeiten, die dem Klienten dienlich sind, z.B. Wortkarten, Gesten, Symbole, Einsatz von elektronischen Hilfen wird ein Weg gesucht wie die Kommunikation für die Aktivität unterstützt werden kann. Nach der Erarbeitung wird, im Sinne des Transfers, versucht im Rollenspiel die Fähigkeiten erneut abzurufen und wenn möglich mit Angehörigen oder anderen Personen zu wiederholen. Falls nötig werden die Aktivitäten ausgeführt und währenddessen Wörter und Phrasen erarbeitet. Um den Transfer in den Alltag zu unterstützten, empfiehlt es sich die erarbeiteten Materialien mit nach Hause zu geben und den Klienten und die Angehörigen in der Umsetzung zu Hause anzuleiten und Ideen zu geben. Der Abbau von Hilfestellungen und eingesetzten Material sollte stehts im Blick behalten werden ebenso wie das Modifizieren von Zielen.

Hier ein Beispiele, wie das aussehen kann:

Ein Klient mit einer mittelschwerer Aphasie nach Mediainfarkt, gibt u.a. folgende Ziele an:

  • Einkauf beim Bäcker ohne fremde Hilfe bewerkstelligen
  • eim Kegeln Kommentare zu den Spielern und zum Spiel abgeben

Situation Einkaufen beim Bäcker:

  • Ein Situationsbild diente als Einstieg in das Thema. Gemeinsam wurde das Vokabular für den Bäckerbesuch erarbeitet, zunächst mit bildlicher Unterstützung, dann mit Wort- und Satzstreifen. Für zu Hause wurden die Bild- und Wortkarten mit dem AnyBookReader versprachlicht.
  • So konnte er sich die Wörter bei Bedarf vorsagen und sich bei Zuordnungsaufgaben selbst korrigieren. Auch beim Bäcker konnte er so die Bestellung tätigen.

Situation „Kommentare beim Kegeln“:

Zusammen mit der Frau und dem Klienten wurden typische Kommentare für die Kegelsituation gesammelt. Diese wurden bildlich dargestellt und mit dem jeweiligen Schriftbild ergänzt. Auch hier kam zunächst der AnyBookReader unterstützend zum Einsatz.
Da sich während des Verlaufes herauskristallisierte, dass der Klient durch die Unterstützung mit Symbolbildern und der Sprachausgabe in seiner Kommunikationsfähigkeit maßgeblich profitierte, wurden elektronische Kommunikationshilfen erprobt. Das Ziel war, ihm ein breites Vokabular zur Verfügung zu stellen, so dass er auch unabhängig vom Therapiesetting auf Vokabular zugreifen konnte. Die Wahl fiel, nach einer Erprobung diverser Geräte und Strategien, auf ein tabletbasiertes Gerät mit einer Kommunikationsstrategie. Zusätzlich zum vorhandenen Vokabular wurden Inhalte auf die persönlichen Begebenheiten des Klienten angepasst und eigene Seiten zu speziellen Themen hinzugefügt (z.B. Bäcker, Schafkopfen, Kochen, …), so dass er sich in seinen bevorzugten Interessensgebieten schnell und zielgerichtet ausdrücken konnte. Im weiteren Verlauf zeigte sich, dass der Klient durch die Sprachausgabe der Kommunikationshilfe auch lautsprachliche Fortschritte zeigte. Er imitierte häufig das hervorgebrachte Wort und übte so den Wortabruf und die Aussprache.