Demenz

Hilfen im Alltag und bei der Kommunikation

Definition und Symptome

Demenz bezeichnet das Auftreten bestimmter Symptome, die unterschiedlichste Ursachen haben können. Es gibt unterschiedliche Krankheitsformen (z.B. Alzheimer-Krankheit oder vaskuläre Demenz). Allen Demenzformen gemeinsam ist die anhaltende und/oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen. Oft treten weitere Symptome auf. Symptome können sein:

  • Vergesslichkeit und Geistesabwesenheit
  • Müdigkeit
  • Schwierigkeit beim Erinnern bekannter Wörter
  • Unvermögen, Neues zu erlernen
  • Veränderung des Urteilsvermögens und des Sozialverhaltens
  • schwindendes Gedächtnis
  • Abbau von motorischen Fähigkeiten
  • Ruhelosigkeit
  • abnehmende sprachliche Fähigkeiten
  • ...

Allgemeine Unterstützungsmöglichkeiten

Demenz kann nicht geheilt werden. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung. Diese können z.B. sein:

  • Tagesablauf überschaubar und gleichmäßig gestalten
  • Nach Möglichkeit Beibehalten des gewohnten Lebensraumes
  • Beibehalten von Gewohnheiten und körperlicher Aktivität
  • Eingrenzen von Gefahrenquellen (Stolperfallen, Herd, …)
  • Übertragen von Aufgaben (z.B. Gartenarbeit, Abwasch, Tisch decken, …) und Einbeziehen ins Alltagsleben
  • Information des Umfeldes

Hilfreich kann auch sein:

  • Lieblingsverstecke merken
  • Kopien von wichtigen Dokumenten machen
  • Schlüssel abziehen oder Nachschlüssel anfertigen
  • Bei Weglauftendenzen Armband mit Namen und Adresse

Kommunikative Herausforderungen

Häufig kommt es im Verlauf einer dementiellen Erkrankung zu Herausforderungen in der Kommunikation. Diese können sein:

  • Die Person wiederholt häufig ein und dieselbe Frage
  • Sie erzählt immer wieder dasselbe
  • Sie hat Probleme damit ein Gespräch zu beginnen und den Verlauf zu steuern
  • Sie verliert immer wieder den roten Faden im Gespräch
  • Sie hat Probleme sich an Namen von Menschen, Orten oder Objekten zu erinnern
  • Die Person ändert oftmals unpassend das Thema eines Gesprächs
  • Sie kann einem Fernsehprogramm nicht gut folgen
  • Sie spricht überwiegend von der Vergangenheit
  • Sie beginnt etwas zu erzählen und vergisst dann, über was sie gesprochen hat
  • Die Person behauptet falsche Dinge
  • Aufgabe der Lese- und Schreibaktivität

Wie können wir auf diese Kommunikationsprobleme reagieren?

Folgende Strategien können hier ein Lösungsansatz bieten.

Vermeide Konfrontation

Immer wieder kehrende Aussagen oder Fragen führen dazu, dass das Umfeld genervt ist und sich zu Aussagen wie den folgenden hinreißen lässt:

  • Das haben Sie schon mehrfach gefragt.
  • Sie gehen doch gar nicht mehr arbeiten.
  • Wissen sie denn dazu gar nichts zu sagen?
  • Du musst doch wissen was du heute Mittag gegessen hast!
  • Das habe ich jetzt oft genug gehört.
  • Sie kennen das Wort, denken Sie nochmal nach!

Dies führt jedoch dazu, dass die Betroffenen sich ihrer Symptome wieder und wieder bewusst werden und in eine Abwehrhaltung gedrängt werden und/oder ärgerlich reagieren.

Handle zweckmäßig

  • Erwähnen Sie Termine oder Verabredungen erst kurz bevor sie stattfinden
  • Sprechen sie in einfachen kurzen Sätzen
  • versuchen Sie die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, indem Sie evtl. eine Aktivität anbieten (Blumen gießen, Kaffee kochen, etc.)
  • Verwenden Sie ein Erinnerungsalbum/Tagebuch
  • Versuchen Sie den Menschen mit Demenz daran zu erinnern was er gerade gesagt hat. Dadurch gewinnt er „den roten Faden“ zurück
  • Helfen sie bei Wortfindungsschwierigkeiten

Spreche Gefühle an

  • Sie vermissen ihre Arbeit anscheinend sehr, sie hat ihnen sicherlich viel Spaß gemacht
  • Das scheint sie aber traurig zu machen
  • Es tut mir leid, dass Sie so verärgert sind
  • Sie sehen so besorgt aus, was beschäftigt Sie

Spende Verständnis, Trost, Kraft

  • Manchmal weiß man nicht was man sagen soll, richtig?
  • Es macht Ihnen zu schaffen, dass sie das Datum vergessen haben, das passiert mir auch manchmal.

Wichtig ist, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass durch alle Phasen der Demenz der Wunsch nach Kommunikation bestehen bleibt, d.h.:

  • Die Emotionen bleiben
  • Wer zum Schluss nicht mehr reden kann möchte angesprochen werden
  • Jeder möchte ernst genommen und wertgeschätzt werden
  • Mimik und Gestik des Umfeldes werden wahrgenommen
  • Große Sensibilität für Atmosphäre und Stimmung

Unterstützend begleiten kann das Umfeld hier, indem es die Verantwortung für die Führung von Gesprächen übernimmt und Lesen und Schreiben so lange wie möglich aufrecht erhalten werden (z.B. durch Gestaltung eines Biografie-Buches, Tagebucheinträge, beschriften von Fotoalben, Einkaufszettel, etc.). der Führung der nichtsprechenden Person folgen.

Einige wichtige, allgemeingültigen Faktoren sind hier:

  • Aufmerksamkeit gegenüber der Person und Kommunikationsanzeichen
  • Gelegenheiten zur Kommunikation bewusst nutzen bzw. schaffen
  • Erwartungen haben
  • Der Person ausreichend Zeit lassen um das Gesagte zu verarbeiten und zu antworten
  • Das Sprachniveau anpassen, d.h evtl. kurze, deutliche Sätze, Sprechtempo anpassen
  • ggf. Hilfestellung geben
  • Kommunikationsversuche „belohnen“
  • unvollständige Sätze als Zeichen von Verständnis vollständig wiederholen oder nur den Teil der Aussage wiederholen, der verstanden wurde
  • im Blickfeld sprechen
  • über Dinge von früher sprechen, bei denen die Person sich nicht blamieren kann
  • Einbeziehen in Entscheidungen
  • klare Frage stellen (keine Oder-Fragen / Warum-Fragen)
  • nicht zwei Dinge gleichzeitig machen / mehrteilige Aussagen bzw. Aufgaben stellen

Die Betroffenen sollen sich selbst erleben als:

  • kompetent: Ich kann etwas / wir können zusammen etwas
  • interessant: Ich weiß etwas / wir sind an etwas Interessantem dran
  • orientiert: Ich kann mich / etwas kontrollieren / wir sind nicht ausgeliefert

Hilfen zur Orientierung und Strukturierung

Eine Möglichkeit der Unterstützten Kommunikation im Feld der Demenzerkrankungen ist es Hilfen zur Orientierung und Strukturierung bereit zu stellen, um die Selbständigkeit und Selbstwirksamkeit solange wie möglich zu erhalten bzw. zu befähigen. Hierbei gilt herauszufinden von welchen Unterstützungsoptionen die Person profitiert und was zweckmäßig ist. Die Umsetzung richtet sich nach dem Bedarf der Hilfestellung und den Präferenzen der betroffenen Person und des Umfeldes.

Hier einige Ideen:

Visualisierung von Tagesplänen, Wochenplanung, Aufgaben z.B. durch:

  • Anbringen von Klettsymbolen auf der Uhr
  • Memodayplanner (Board zum Beschriften / Anbringen von Symbolen und einer integrierten Uhr, die in Form von vertikal angeordneten Lichtpunkten die verbleibende Tageszeit veranschaulicht
  • lettplan und Symbolkarten (siehe Abb. 1)
  • ochenkalender mit Einträgen
  • Pictogenda
  • Aufgabenliste, Einkaufsliste zum abhaken, abkletten, …

Darstellen von Handlungsabläufen z.B. durch

  • visualisierte Einzelkarten oder Übersichtsblatt, ggf. mit verbalen Anweisungen (z.B, durch AnyBookReader) (siehe Abb. 2)
  • Sprachbilderrahmen mit Handlungsschritten (Leiste mit 6 integrierten Feldern mit Sprachausgabe, z.B. von Ariadne; alternativ sprechende Einzeltasten z.B. Hexapoints)
  • Step by Step mit aufgesprochenen Teilschritten
  • Teilschritte auf dem Go Talk / QuickTalker oder GoTalkNow

Bebildern von Türen und Schränken

  • beachte: außen und innen! Ist die Schranktür auf, ist die Bebilderung nicht mehr ersichtlich - z.B. Küchenschränke, Kleiderschrank, Bad…

Anlegen eines Tagebuchs

  • solange wie möglich in schriftlicher Form, dann ggf. mit Bildunterstützung
  • hier kann die Fotofunktion von Mobiltelefon oder Tablets helfen, ggf. Anlegen eines digitalen Tagebuches (z.B. in Book Creator oder in GoTalkNow)

Information über Datum und wichtige Tagesereignisse z.B. durch

  • sprechende Tasten mit Symbol
  • Kalender mit Schiebeleiste, ggf. in Kombination mit AnyBookReader

Bei Weglauftendenzen eignen sich ggf. Alarmtrittmatten (z.B. Easywave). Diese können z.B. vor das Bett, an die Haustür, etc. gelegt werden. Tritt man darauf wird ein akustisches Signal per Funk an einen Empfänger geleitet. So weiß man, wenn derjenige aktiv wird.

Unterstützung in der Kommunikation

Hier gilt es den Blick auf die Teilhabe zu richten und den wertschätzenden Umgang mit der betroffenen Person. Damit Methoden der Unterstützten Kommunikation erfolgreich sein können, sollten sie schon frühzeitig eingesetzt werden. So können diese verinnerlicht werden, solange noch eine Aufnahme von Informationen möglich ist. Je nach Verlauf und Stadium der Erkrankung wird sich die Art der Kommunikation und der Hilfestellung verändern. Sie können z.B.

  • Sprachliche Äußerungen unterstützen
  • der Initiierung von Gesprächen dienen
  • helfen, das Thema einzugrenzen
  • der Sicherung von Sachverhalten dienen
  • Ja/ Nein, Halt! ermöglichen
  • Verständnis sichern
  • Gesprächsanreize schaffen
  • ...

Hier einige Ideen:

  • Bedeutsame Aktivitäten /Themen bestimmen, auswählen und erarbeiten hierbei können Momentaufnahmen oder auch eine Bildersuche im Internet zum jeweiligen Thema hilfreich sein. Gemeinsam mit der Person wird überlegt und erarbeitet, welches Vokabular, Sätze und Floskeln für die jeweilige Situation gebraucht werden. Unter Einbezug aller Möglichkeiten, die dienlich sind, z.B. Wortkarten, Gesten, Symbole, Einsatz von elektronischen Hilfen wird ein Weg gesucht wie die Kommunikation für die Aktivität unterstützt werden kann

  • Biographie-Buch erstellen in Papierform oder digitaler Form mit Sprachausgabe, z.B. AnyBookReader, BookCreator, GoTalkNow, …

  • pragmatisch orientierte Kommunikationsbücher oder -Tafeln bietet die Möglichkeit, über "pragmatische Starter" sich einem Thema anzunähern und stellt damit einen intuitiven Kommunikationsweg zur Verfügung, der Kommunikationspartner kann hier Modell sein und Unterstützung anbieten

  • Erinnerungsbox z.B. mit Postkarten, Urlaub, wichtige Gegenstände, Gesellenbrief, …, auch diese können mit dem AnyBookReader, sprechenden Tasten oder auf elektronischen Kommunikationsgeräten zusätzlich noch versprachlicht werden

  • Fotos von Ereignissen, Fotoalben auch hier gilt: können mit dem AnyBookReader, sprechenden Tasten oder auf elektronischen Kommunikationsgeräten zusätzlich noch versprachlicht werden

Egal für welche Hilfen und Methoden man sich entscheidet, es ist nicht damit getan das Material oder die Methode zur Verfügung zu stellen. Die Person selber und das Umfeld müssen begleitet und angeleitet werden. Aktualisierung der Inhalte und der Art der Kommunikation und Unterstützung müssen an den Krankheitsverlauf und das tägliche Leben angepasst werden.

Zur Anleitung des Umfeldes können hier die 10 Partnerstrategien aus dem COCP-Modell dienen. Mit zunehmendem Krankheitsverlauf können auch Methoden wie Intensive Interaktion und Basale Kommunikation Anwendung finden.

Unter "Service" und "Literatur" finden Sie einen Artikel und ein Handout zum Thema UK bei Demenz