Allgemeines zur Diagnostik
Veröffentlicht am 31. März 2018 | DiagnostikBei der Diagnostik im Bereich UK gibt es einige Besonderheiten
- heterogener Personenkreis
- kaum standardisierte Verfahren
- individuelle Fragestellungen
- Tagesformabhängigkeit
- Kompetenzen werden in unbekannter Situation nicht abgerufen
- Kommunikation im Widerspruch zu Testsituation (1:1 vs. Familien-/Gruppen… -Situation)
- Ansteuerungsproblematik
Während der Anamnese und Diagnostik sollen folgende Fragen geklärt werden
- welche körpereigenen Kommunikationsformen bieten sich an?
- welche technischen/nichttechnischen Kommunikationshilfen eignen sich?
- wie kann ein vorhandenes Kommunikationssystem sinnvoll erweitert werden?
- wie kann man elektronische Kommunikationshilfen an vorhandene oder veränderte Fähigkeiten der Person anpassen?
- wie kann man die Aktivität unter Einsatz von UK erhöhen?
- welche konkreten Situationen eignen sich zur Anbahnung oder Verbesserung der kommunikativen Partizipation?
- welche Personen können zielgerichtet Einfluss in authentische Kommunikationssituationen nehmen?
Es gilt gezielte Beobachtung anzustellen und die kommunikativen Fähigkeiten zu evaluieren. Dies beinhaltet Ressourcen und Barrierefaktoren für folgende Bereiche festzuhalten:
- kommunikative Kompetenzen
- motorische Fähigkeiten
- Kontext, Bedürfnisse, Anliegen (Ziele) des Betroffenen und der Bezugspersonen
- Sehen, Hören
- Vorlieben und Abneigungen
- Erfassen des Tages-/Wochenablaufs und Kommunikationspartner
Für die Zielformulierung empfiehlt sich die Orientierung an der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health = Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit). Dabei soll das primäre Ziel beinhalten Aktivitäten und Teilhabe (wieder) zu ermöglichen.
Dabei hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
Vorstellung von Diagnostiktools
Triple C = Checkliste der kommunikativen Kompetenzen
- ursprgl. für erwachsene Menschen mit schweren Behinderungsformen entwickelt
- Einschätzbogen
- gibt wertvolle Hinweise für notwendige Interventionen
- z.T. Modifikationen nötig, z.B. bei motorischen Einschränkungen (den Partner / die Partnerin mit den Augen dirigieren, anstatt hingehen)
- Link: https://www.sonderpaedagogik.uni-wuerzburg.de/fileadmin/06040400/downloads/uk2007/soaped2_ws0607_tagung_uk_braun_triple_c_checkliste.pdf
TASP = test of aided-communication symbol performance
- 2003 in den USA, 2009 in Deutschland veröffentlicht
- sprachfreies Verfahren mit vier Untertests
- einziges standardisiertes Testverfahren in der UK
- sehr hohe Objektivität der Ergebnisse (verbindlicher Aufbau, festgelegte Regeln, einfache Auswertung)
TASP Mod. -> 2013 als Zusatz zum TASP in Deutschland veröffentlicht
- modifizierte Anweisungen zur Durchführung bei Kindern und kognitiv beeinträchtigten Menschen
- Vereinfachung der verbalen Anweisungen in Satzlänge und Wortschatz
- drei Wiederholungen der verbalen Anweisungen möglich
- festgelegte Wörter der verbalen Anweisungen können sprachbegleitend gebärdet werden
- Einsatz von konkreten Beispielen bei der Erklärung der Untertests
Was teste ich?
Semantisch – lexikalische Ebene
- Sprachverständnis
- Symbolverständnis
- Begriffsklassifikation/Kategorienverständnis
- Morphologisch – syntaktische Ebene
- Satzverstehen
- Satzproduktion
Erfassen der kommunikativen Kompetenzen in Bezug auf:
- Symbolgröße und Anzahl (1. Untertest)
- grammatische Fähigkeiten (2. Untertest)
- Kategorienverständnis (3. Untertest)
- Syntaxverständnis, Anwendung von Satzbau (4. Untertest)
Ableitung differenzierter Empfehlungen möglich:
- zur Gestaltung bildgestützter Kommunikationssysteme
- zur Vokabularauswahl
- zur Anordnung und Struktur des Vokabulars
- zur Anpassung der Komplexität der Satzstrukturen
- zum Symboltraining
Link: https://www.rehavista.de/shop/artikel/tasp
Plan Be
Verfahren zur Interdisziplinären Dokumentation und Strukturierung von UK-Interventionen
Aufbau
1.Schritt: Dokumentation des Tagesablaufs, symbolbasierte Befragung zu individuellen Interessen
2. Schritt: Bewertung von Kommunikationssituationen, Aktivitäten, Bedürfnissen und Interessen
3. Schritt: Eruieren und Einschätzen von vorhandenen Kommunikationsformen
4. Schritt: Zielformulierung und –strukturierung sowie anschließende Überprüfung der Zielerreichung
Fazit
- Verfahren eignet sich zur Begleitung von UK-Interventionen
- gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen werden Ziele bestimmt
- Interventionen werden transparent und nachvollziehbar dokumentiert
- Entscheidungshilfe bei der Auswahl einer Kommunikationshilfe
- der Einsatz einer bereits vorhandenen Hilfe kann neu geplant und strukturiert werden
- die Qualität der UK-Förderung wird geprüft und somit gesichert